Letzte Aktualisierung:  28. Juni 2008, PK
[Zurück zur Bibliographie von Peter Knauer]

Englisch
Französisc


                Peter Knauer SJ

         Heute von Gott sprechen
  = Vernunftaussagen   = Glaubensausagen
Ausgangspunkt unserer Rede von Gott ist die Begegnung mit der christlichen Botschaft, die behauptet, »Wort Gottes« zu sein. Setzen wir damit bereits voraus, dass die Botschaft wahr ist?
Wenn wir zuerst fragen: Wo ist Gott? Wie kann Gott das Leid zulassen? Existiert Gott?, unterliegen wir einem schweren, alles verunklarenden Fehler in der Reihenfolge unseres Denkens. Wir hätten besser zuerst fragen sollen, wer denn Gott überhaupt sein soll. Welche Frage sollte man zuerst stellen? Warum?
Auf diese letztere Frage antwortet die christliche Botschaft: Alles, was existiert, geht völlig darin auf, ohne ihn gar nicht sein zu können. Gott ist, »ohne wen nichts ist«. Wir begreifen von Gott immer nur das von ihm Verschiedene, das auf ihn verweist. So ist die ganze Welt, alle Wirklichkeit unserer Erfahrung der Grund unseres Redens von Gott. Die Behauptung der christlichen Botschaft, dass wir »aus dem Nichts geschaffen« seien, bedeutet: Könnten wir unser Geschaffensein beseitigen, bliebe nichts von uns übrig. Unser Sein und unser Geschaffensein (= »restloses Bezogensein auf ... / in restloser Verschiedenheit von ...«) ist ein und dasselbe. 

Denn alles in der Welt stellt ein Zugleich von Gegensätzen wie Sein und Nichtsein oder Identität und Nichtidentität dar; will man dies anders als logisch widersprüchlich beschreiben, muss man zwei Hinsichten angeben, die sich nicht wiederum ausschließen. Sie finden sich nur, wenn die Welt als »restloses Bezogensein auf ... / in restloser Verschiedenheit von ...« und damit als geschaffen verstanden wird. Die Welt wird so nicht durch Gott, sondern durch ihre Geschöpflichkeit erklärt.

Wie kann man überhaupt von Gott sprechen, wenn er angeblich gar nicht unter unsere Begriffe fällt?
Gott ist daher »allmächtig« nicht in dem bloß potentiellen Sinn, dass er Beliebiges, was immer wir uns ausdenken, können müsste (nur wüsste man nie, ob er es auch tatsächlich tun will). Er ist vielmehr »mächtig in allem«, nämlich in allem, was tatsächlich geschieht: »Kein Sperling fällt zur Erde ohne euren Vater.« (Mt 10,29) In welchem Sinn ist Gott »allmächtig« und in welchem nicht? Gibt es ein Eingreifen Gottes?
Von diesem Gott sagt die christliche Botschaft, dass er uns Gemeinschaft mit sich schenkt. Wir sind in die ewige Liebe Gottes zu Gott, des Vaters zum Sohn, die der Heilige Geist ist, aufgenommen. Nur so ist Gemeinschaft mit Gott möglich (vgl. Röm 5,1f; Eph 2,18; 3,12), und gegen sie kommt keine Macht an (vgl. Röm 8,35-39). Deshalb brauchen wir nicht mehr aus der Angst um uns selber zu leben, die uns sonst immer wieder daran hindert, menschlich anstatt unmenschlich zu handeln. Darin besteht unsere Erlösung (Hebr 2,15). Was ist die Grundaussage des Glaubens, auf die sich alles andere zurückführen lässt? Wie wirkt sie sich aus, wenn man sie glaubt?
Der Urheber dieser Botschaft ist Jesus. An ihn als den menschgewordenen Sohn Gottes glauben bedeutet, aufgrund seines Wortes sich und die ganze Welt in die ewige Liebe des Vaters zu ihm als seinem Sohn hineingeschaffen zu wissen. Das Kreuz Jesu ist das Martyrium für seine Botschaft; er wurde wegen seiner Botschaft und weil er für sie Anhänger fand, von denen hingerichtet, die ihre Macht lieber darauf aufbauen, anderen Angst zu machen. Angesichts des Todes ist seine Gottessohnschaft identisch mit seiner Auferstehung. So ist die Macht des Todes auch für uns gebrochen. Warum berufen wir uns auf die Menschwerdung des Sohnes? Wieso sind wir durch das Kreuz Jesu erlöst?
Kirche ist das fortdauernde Geschehen der Weitergabe dieses unüberbietbaren Wortes, das alle Menschen angeht. Gebet ist Antworten auf das Wort Gottes, »sprechender Glaube« (vgl. Röm 8,15-17). Wozu Kirche?
Auswirkung von Gebet?

 

[Zurück zum Beginn] [Zurück zur Bibliographie von Peter Knauer]